Festtag Peter und Paul

Papst schwört Erzbischöfe auf demütige Kirche ein

Papst Franziskus hat am kirchlichen Festtag Peter und Paul einen der symbolträchtigsten Gottesdienste des Kirchenjahres im Petersdom geleitet. Bei der Messfeier segnete er die sogenannten Pallien. Diese aus Lammwolle gewobenen Stolen tragen in der katholischen Kirche all jene Erzbischöfe, die eine Kirchenprovinz leiten. Sie sind ein Zeichen der Verbundenheit aller katholischen Ortskirchen mit dem Papst und mit den in Rom vor fast 2.000 Jahren hingerichteten Gründergestalten der Kirche, Petrus und Paulus.

Am Donnerstag erhielten 32 Erzbischöfe aus 20 Ländern das Pallium. Unter ihnen sind der venezolanische Kardinal Baltazar Enrique Porras, die neuen Erzbischöfe von Belgrad (Ladislav Nemet) und Zagreb (Drazen Kutlesa), sowie der neue Erzbischof von Buenos Aires, Jorge Ignacio Garcia Cuerva.

Als einziger Nicht-Bischof nahm der zum Erzbischof von Mechelen-Brüssel ernannte Priester Luc Terlinden teil. Der Papst hatte ihn eine Woche zuvor zum Erzbischof der belgischen Hauptstadt ernannt, seine Bischofsweihe wird erst im September stattfinden.

In seiner Predigt forderte der Papst die Bischöfe auf, sich nach dem Vorbild des Apostels Petrus "sofort von unseren irdischen Sicherheiten zu lösen und Jesus jeden Tag nachfolgen". Die Kirche müsse "eine demütige Dienerin des Evangeliums sein". Nur so werde sie "in der Lage sein, mit allen zu sprechen und ein Ort der Begleitung, der Nähe und der Hoffnung für die Frauen und Männer unserer Zeit zu werden".

Ausdrücklich erwähnte der Papst dabei auch jene, "die fernstehend sind und uns oft mit Misstrauen oder Gleichgültigkeit betrachten". Die Kirche sei aufgerufen, sich so zu verhalten, dass sie erkennen können: "Die Kirche ist der Ort der Begegnung mit dem Sohn des lebendigen Gottes und somit der Ort der Begegnung unter uns."

Mit Blick auf das Vorbild des Völkerapostels Paulus sagte der Papst: "Es ist schön, wenn wir als Kirche der Nachfolge wachsen, als eine demütige Kirche, welche die Suche nach dem Herrn nie als selbstverständlich ansieht."

Zugleich rief er die Bischöfe auf, "eine nach außen gerichtete Kirche" zu werden, "die ihre Freude nicht an den Dingen der Welt findet, sondern daran, der Welt das Evangelium zu verkünden, um die Frage nach Gott in die Herzen der Menschen einzupflanzen".

Dem feierlichen Gottesdienst unter dem Vorsitz des Papstes wohnte, wie seit Jahrzehnten üblich, eine Delegation des Ökumenischen Patriarchats von Konstantinopel bei. Den Gottesdienst am Hauptaltar des Petersdoms zelebrierte der Dekan des Kardinalskollegiums, Kardinal Giovanni Batista Re.

Beim Mittagsgebet auf dem Petersplatz zeichnete Franziskus vor rund 10.000 Pilgern ein ungewöhnliches Bild des Apostels Petrus. Simon Petrus sei nicht nur ein Fels gewesen; sein Beiname habe in Wahrheit mehrere Bedeutungen, die sich auch in seinem Leben gezeigt hätten.

In manchen Momenten habe er sich als starker und solider Fels gezeigt; etwa als er alles zurückließ, um Jesus zu folgen, oder als er unerschrocken in Rom den Märtyrertod starb. In anderen Momenten sei er ein Baustein gewesen; eine Stütze für andere, und ein Teil des Fundaments für den Bau der Kirche. Immer wieder sei er ein Orientierungspunkt für die frühe Gemeinschaft der Christen gewesen.

Oft sei Petrus aber auch bloß ein Steinchen gewesen, sagte der Papst. Manchmal habe er nicht verstanden, was Jesus wollte. Bei mehreren Gelegenheiten sei er zudem feige oder verängstigt gewesen.

In der Person des Petrus finde sich die Stärke des Felsens, die Verlässlichkeit eines Bausteins und die Winzigkeit eines Steinchens, erklärte Franziskus. Daher sei Petrus "kein Übermensch, sondern ein Mensch wie wir", der in seiner Unzulänglichkeit alles gebe, um Jesus zu folgen.

Am Ende seiner Ansprache rief der Papst erneut zu Gebeten für das leidgeprüfte ukrainische Volk auf. Das liege ihm täglich am Herzen. Über die derzeitige Friedensmission seines Sonderbeauftragten für die Ukraine und Russland, Kardinal Matteo Zuppi, äußerte sich Franziskus nicht.

KNA